Inkontinenz: Keine falsche Scham

Ortsmarke - Inkontinenz, der Volksmund spricht von Blasenschwäche, ist weit verbreitet. Wissenschaftler schätzen, dass in Deutschland etwa zehn Millionen Menschen davon betroffen sind.

1.60 Prozent der Erkrankten sind über 60 Jahre, wobei Blasenschwäche eine der häufigsten Gründe für die Einweisung in ein Alten- oder Pflegeheim ist. Von den 80-jährigen in Deutschland ist fast jeder Dritte betroffen. Obwohl dieses Leiden die Lebensqualität erheblich beeinträchtigt, meiden viele daran Erkrankte aus falscher Scham den Arztbesuch.

Das muss nicht sein, denn der Angst, unangenehm zu riechen, oder nicht mehr voll funktionsfähig zu sein, kann abgeholfen werden.

Grundsätzlich sind Frauen wesentlich öfter von Blasenschwäche betroffen als Männer. Laut Statistik leidet in Deutschland jede dritte Frau daran. Auch bei Senioren und Greisen mit Inkontinenz sind über die Hälfte Frauen. Die Ursache ist am weiblichen Schließmuskelsystem zu suchen, der bei vielen Frauen im Alter nachlässt und somit nicht mehr richtig funktioniert.

Menschen mit Inkontinenz verlieren beim Lachen, Niesen oder Treppensteigen unkontrolliert kleinere Mengen Urin. Aus Angst davor, dass ihnen das im Beisein anderer passiert, ziehen sie sich zurück. Sie beenden den Lieblingssport oder meiden sogar die körperliche Nähe zu ihrem Partner. So kann die Blasenschwäche unbehandelt zu sozialer Isolation und sogar zu Depressionen führen. "Selbstgestrickte" Lösungen - wie Damenbinden - helfen bei Inkontinenz nicht weiter, da sie den Uringeruch nicht ausreichend unterdrücken.

Vorraussetzung für den Behandlungserfolg ist es, die Ursache der Blasenschwäche abklären zu lassen. Eine gründliche Diagnose durch einen Gynäkologen oder Urologen ist die Vorraussetzung hierfür. Immerhin unterscheiden Experten bis zu acht verschiedene Formen der Inkontinenz, je nachdem, ob der Schließmuskel am Austritt der Harnröhre aus der Blase, die Blasenmuskulatur selbst oder aber die Nervenversorgung der Blase gestört sind.

Heute gibt es eine Fülle professioneller Hilfsmittel, mit denen inkontinente Menschen ihren gewohnten Aktivitäten uneingeschränkt nachgehen können.

Weit verbreitet ist die Belastungsinkontinenz, die früher auch Stressinkontinenz genannt wurde. Sie betrifft vorwiegend Frauen. Ist der Beckenboden beispielsweise infolge der Geburt eines Kindes, durch Operationen, Gewebeschwäche, Hormonumstellungen oder aufgrund von Übergewicht geschwächt, kann er dem Druck zu wenig entgegensetzen.

Hier kann Beckenbodengymnastik unter fachkundiger Anleitung in vielen Fällen Abhilfe schaffen.

Auch gezieltes Toilettentraining kann helfen, das Leiden in den Griff zu bekommen. Nach einem genauen Zeitplan und in Absprache mit dem Arzt gewöhnt der Betroffene die Blasenmuskulatur daran, sich nur noch zu bestimmten Tageszeiten zu entleeren. Tatsächlich gelingt es vielen Inkontinenten damit, nach und nach die Harndranganfälle zu reduzieren und die Abstände zwischen den Toilettenbesuchen allmählich zu vergrößern.

Text: MK | http://avie.de/
Bild: Jürgen Hüsmert / pixelio.de 

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